Projekt Rollstuhl am 20.01.2015

Am 20.01.2015 fand an der GOBS Lorup das Projekt „Rolli“ statt. 31 Schülerinnen und Schüler der 10. Realschulklassen erfuhren, wie das alltägliche Leben in einem Rollstuhl zu bewerkstelligen ist. Thematisch wird das „Rolliprojekt“ in den Unterrichtsfächern Gesundheit&Soziales und Sport durchgeführt. Angeleitet wurde das Projekt von Christian Tasche, der selbst, durch einen schweren Verkehrsunfall im Jahr 2008, an den Rollstuhl gebunden ist.

In einem ausführlichen Vortrag erfuhren die Schüler, wie es zum Unfallhergang gekommen ist und C. Tasche anschließend zurück ins Leben gefunden hat. Deutlich wurde in dem Vortrag vor allem, wie sich das Leben von der einen auf die andere Minute schlagartig verändern kann und welche körperlichen und geistigen Konsequenzen eine Querschnittlähmung  mit sich bringt. C. Tasche, der von seinem Arbeitgeber (Sanitätshaus Kompetenzzentrum Kramer in Papenburg/Lingen) für derartige Schulveranstaltungen  immer unterstützt und freigestellt wird, kennt sich berufsbedingt sehr gut mit der Anatomie des menschlichen Körpers aus. Kristin Lammers, Schülerin der 10R, zeigte sich sehr beeindruckt und zugleich betroffen von Tasches Vortrag. „Durch den Vortrag von Christian Tasche habe ich verstanden, welche körperlichen Anforderungen durch eine Querschnittlähmung entstehen und wie sich der ganze Bewegungsablauf, gebunden an den Rollstuhl, verändert“, berichtet die Schülerin.

Wie sich die Wahrnehmung in einem Rollstuhl verändert, erfuhren die Schüler anschließend in der Turnhalle. C. Tasche zeigte den Schülern spielerisch die grundlegenden Techniken für die Fortbewegung im Rollstuhl. „Das Rollstuhlfahren sieht leichter aus, als es ist. Auch die Wahrnehmung im Rollstuhl ist eine ganz andere. Im Rolli musste ich ständig nach oben gucken, wodurch ich schon nach kurzer Zeit Nackenschmerzen bekommen habe. Normalerweise ist es eher umgekehrt, so dass ich daran gewöhnt bin von oben nach unten zu schauen“ erzählt Lukas Helmer, Schüler der 10R.

Im Anschluss an die Praxiseinführung erkundeten die Schüler in Kleingruppen den Loruper Ort und die Geschäftswelt. C. Tasches Vorgabe an die Schüler lautete, dass sie zwischendurch nicht aus dem Rollstuhl aufstehen dürften. Karina Beifus: „Auf einer Straße, die etwas anstieg, bin ich aus eigener Kraft nicht hoch gekommen. Das habe ich so nicht erwartet. Hätten meine beiden Mitschülerinnen nicht eingegriffen und mich hinauf geschoben, hätte ich den Straßenabschnitt nicht bewältigen können“. Auch Henrik Möring schildert seine Problemsituation aus dem Ort. „Ich habe festgestellt, dass Rollstuhlfahrer sehr viele Blicke auf sich ziehen. Im ersten Moment fande ich die fremden Blicke ziemlich unangenehm. Etwas später bin ich dann auch noch an einer Bordsteinkante gestürzt. Den abgesenkten Bordstein habe ich gar nicht als Hindernis wahrgenommen, mit dem Fahrrad mache ich es schließlich genauso.  Durch den Sturz habe ich noch deutlicher gemerkt, wie Kleinschrittig und durchdacht der Alltag im Rollstuhl sein muss“. In den Geschäften konnten sich die Schüler relativ gut fortbewegen. „Teilweise waren die Regale etwas eng aneinander angeordnet, da wurde es schon mal knapp mit dem Rollstuhl durch die Gänge zu kommen. Außerdem konnte ich die Waren in den obersten Regalen nicht  erreichen. Hier musste ich um Hilfe bitten“, erzählt die Schülerin Sarah Hackmann. Ein Geschäft konnte nur teilweise befahren werden, weil die andere Hälfte durch eine Stufe getrennt war. Probleme, die C. Tasche aus eigener Erfahrung kennt. „Dafür waren alle angetroffenen Personen auf der Straße und die Verkäufer in den Geschäften sehr nett und jederzeit hilfsbereit“, berichteten die Schüler weiter.

In einem Abschlussgespräch stellten die Schüler noch einmal heraus, wie wichtig es sei, im alltäglichen Leben auf die Schwierigkeiten für Rollstuhlfahrer zu achten. Auch bleibt den Schülern der Umstand von C. Tasche nicht vergessen. Bemerkenswert fanden alle Schüler seinen Auftritt, seinen festen Charakter und vor allem mit welchem Eifer C. Tasche die Schüler unterrichtete.

Thematisch gab C. Tasche einen vertieften Einblick in den Bereich Gesundheit und Pflege. Im Fach Sport wurden durch das Rollstuhlfahren neue Wahrnehmungs- und Fortbewegungsmöglichkeiten erprobt.

Die beiden beteiligten Lehrer Margret Lüken und Michel Menke freuen sich sehr über eine Wiederholung des Projekts in den nächsten Jahrgängen.

Weitere Einblicke in die Arbeit von Christian Tasche und dem Kompetenzzentrum Kramer in Papenburg/ Lingen finden sie unter http://www.kompetenzzentrum-kramer.de/home